Miss Glitter

Gemessen an der gestern Abend von mir durchgezogenen Endjahres-Putzorgie, müsste heute Frühling sein.

Schickt mal einer die Sonne raus!

Bei Schnee und Eis verteilt die Stadt großzügig kleine Steinchen auf den Trottoirs der Hauptstadt (Bürgersteig ist so ein furchtbares Wort). Gegen den Ausrutscheffekt und so. Wenn ich nicht arbeiten muss und nicht auf der anderen Seite der Stadt weile, kann es schon vorkommen dass ich meine Wohnung immer wieder verlasse und wieder betrete. Je nach Vorhaben und Aktivitäten drei bis sechs Mal über den Tag verteilt. Das beugt der gestern schon beschimpften Langeweile vor und hält jung. Ich bin nie zu einer dieser "zieht sich die Schuhe schon vor dem betreten der Wohung aus"- Mädchen erzogen worden. Das ist problematisch wenn man Stiefel mit Profil gegen den das Rutschen auf der Schneedecke an hat. Eben habe ich mir die Zeit genommen den häuslichen Dielenboden ein bisschen zu säubern. Aus dem angefallenen Kieselsteinhaufen ließe sich locker ein mittelgroßer japanischer Steingarten bauen oder noch besser ein kleiner Sandkasten füllen. Vielleicht stürze ich die Steinchen aus dem Fenster in den Hof. Für die Kinderchen aus dem zweiten Stock.

Zurück aus der Schweiz, versinkt Berlin im Schnee. So viel weiß sieht verdammt hübsch aus. Eben schon durch die Straßen gestiefelt. Die Menschen sehen ganz glücklich aus. Ausnahmsweise mal. Vielleicht trügt der Schein auch und es ist bloß meine entspannt-gute Laune welche mir mal wieder den Blick für Wirklichkeiten vernebelt. Sei es drum. Das Jahr siecht dahin und in den kommenden Stunden, werde ich versuchen noch einmal so viel wie möglich aus den verbleibenden Stunden heraus zu holen. Sieben Tage Entspannung waren toll aber jetzt muss es weiter gehen. Sonst wird es wohl langweilig.

Eben das letzte gezuckerte Vanilliekipferl-Plätzchen aufgegessen und den einen kleinen roten Stern weg geräumt. Meine minimalistische Weihnachtsdeko. Jetzt steht dem Jahreswechsel nicht mehr viel im Weg. Werde später noch los springen und hübsche Dinge kaufen. Plunder, Schmuck und alles für einen vollen Kühlschrank. Vielleicht noch irgendetwas mit Glitzer für Silvester. Auch wenn ich kein Silvester mag.´Mag sein das dieses Glitzerding dann die Illusion rettet, das wir uns alle mal wieder auf die Nacht der Nächte zubewegen.

Pah, wer will schon so etwas.

Ab morgen Abend wieder Berlin. Schön und schrecklich. Weihnachten war fein.
Je nach Suchtweise sogar wirklich schön. Ab morgen dann wieder weniger Essen,
das neu erwor^bene Kino abnehmen, den Wunschjob kriegen und eine bessere
Tochter werden. Frau kann sich ja so einiges vornehmen...

Mittlerweile ist es Tradition hungrig in Genf anzukommen. So also auch gestern Nachmittag. Hungrig stand ich wartend am Kofferband und noch hungriger als ich endlich meine Mutter am völlig überfüllten Flughafen ausgemacht hatte. Der Genfer Flughafen boomt und so fanden sich viele Menschen vorne am Tor in die Oeffentlichkeit wieder. Schnell ging es dann nach Hause zu Schweizer Käse und Brot. Mein Grund hungrig einzureisen. War diesmal aber auch keine Zeit in Berlin etwas Vernünftiges zu essen. Geschenke fehlten, der Koffer musste noch aus dem Keller kommen undsoweiterundsofort.
Jetzt also Genf + Familie bis zum 28zigsten. Apropos Familie, für mich ist es immer wieder interessant zu beobachten das sich kindliche Verhaltensweisen zurück in den Alltag schleichen sobald man wieder bei den Eltern ist. Hilfloses Gefühl als Frau Mama plötzlich irgendwo zwischen den Supermarktregalen verschwunden war. MaIch stnad da und drehte mich, die gesucht-gefundenen Birnen in der Hand, ausschauhaltend um meine eigene Achse. Aufgetaucht ist sie natürlich irgendwann und sô war dann alles wieder gut ;)

Weil ich Mittwoch Mittag fliege, muss ich spätestens morgen Abend in den Keller meinen Koffer holen. Uargs. Berliner Keller sind gruselig. Voll von Monstern, Gespenstern und fiesen Spinnen. Tschüss liebe Welt!!

„Sicherheit gehört zur Kindheit, Relativität zum Erwachsensein.“ Das sagt der Architekt, Designer, Poet, Provokateur Fabio Novembre und ich finde er hat Recht.
Je älter ich werde, desto mehr habe ich das Gefühl in einer verdammt naiven, behüteten Welt aufgewachsen zu sein. Das stimmt zwar nur halb. Bevor ich wusste dass man sich Hamster und Kaninchen als Haustiere hält, habe ich Männer mit Maschinengewehren, Krieg und Armut gesehen (ein besserer Vergleich fiel mir jetzt nicht ein). Nun gibt es immer wieder Dinge die ich erstaunlich interessant, abstoßend, irritierend und neu finde. Neue Erfahrungen, neue Eindrücke, Erlebnisse, Gefühle und Gedanken. Neuster Irritier-Eindruck: Sex am Arbeitsplatz. Oder nein, besser: Sex drum her um. Kollege 1 knutscht nebenbei Kollegin 3, Kollege 15 vergnügt sich mit Kollegin 113 und so weiter. Na und Frau, Freundin, Freund, Mann, Kind und Hund sitzen Zuhause und wissen von nichts. Nun muss man dazu sagen, dass 1, 3, 15, 113 sich arbeitsmäßig nicht selten über den Weg laufen. Man muss sich bei uns im Haus nicht oft über den Weg laufen. Wenn man allerdings zusammen arbeitet, bleibt das einander sehen berufsbedingt nicht aus. Ich persönlich würde mir daher immer einen arbeitsfernen Kollegen für ein Techtelmechtel suchen. Vielleicht einen aus dem Erdgeschoss (oder so). 1, 3, 15, 113 tun das aber nicht. Sie wählen das Nahe liegende. Wenn man dann in großer Runde um den Tisch sitzt, wird getan als wäre niemals irgendetwas gewesen.

Ob das alles der Professionalität zuträglich ist bleibt schwer fraglich.

Satte zwölf Stunden geschlafen. War mehr als bitter nötig. Eben am Fenster gesessen und raus geschaut. Berlin zeigt sich in einem winterlichen grau. Gar nicht hübsch. Stollen und Nougat Schoklade gegessen. Morgen werde ich Tonne. Das ist heute schon klar. Was ich dann mache weiß ich noch nicht. Vieles wird sich wohl ändern. In der U Bahn werd ich allen im Weg sein, bis morgen passte ich immer in das letzte kleine Eckchen. In Restaurant wird man mir die großen Portionen bringen, bis morgen fragte man mich noch ob es nicht geschmeckt hat wenn ein viertel der Portion übrig geblieben war.

Richtig einrichten werde ich das neue Blog demnächst wenn mal mehr Zeit ist. Jetzt muss ich zurück zu Stollen und Kerzenschein.