Knapp elf meiner sechsundzwanzig Lebensjahre habe ich in der Nähe des rheinischen Städtchen Bonn verlebt. Nicht ganz freiwillig. Meine Eltern zogen die deutsche Beschaulichkeit dem afrikanischen Abenteuer vor und ich musste mitziehen. Die drei Jahre auf der Markt-Grundschule in
Beuel-Pützchen habe ich mit wenigen Höhen und einigen Tiefen noch ganz gut überstanden. Sag ich jetzt mal. Wenn man heute mit meinen Eltern über diese Zeit spricht, schauen sie ein wenig gequält drein. Es war damals wirklich nicht immer sehr einfach mit mir.
An dem ersten Tag in der fünften Klasse, erzählte ich meinen neuen Mitschülern, dass sie sich nun wirklich nicht an mich gewöhnen sollten. Schließlich wäre ich nun schon über drei Jahre in der Gegend und drei Jahre wären nun wirklich mehr als genug. Demnächst zöge ich eh wieder weg. Eine naive kindliche Wunschvorstellung. Mit zwei Mal einem Jahr Unterberechung, einer Zwischenstation in Canada und einer in den Niederlanden, blieb ich dann aber doch noch eine ganze Weile und schaffte erst Anfang 2001 den richtigen Absprung fort nach Berlin.
So um diese Zeit blicke ich jedes Jahr kurz runter in Richtung Rheinland, irgendwie froh nicht mehr zwischen Jecken fest zu stecken. Denn auch wenn ich mich immer gerne verkleidet habe, Katze, Squaw, Clown und Vampir war, konnte ich mich nie an diese komisch gestalteten, grölenden Menschenmassen gewöhnen. Morgen ist Aschermittwoch und der Spuk hat erst einmal wieder ein Ende. Ab Donnerstag kann ich dann wohl auch wieder meine kleine Schwester in Köln anrufen und mich nach ihrem Befinden erkundigen. Die ist anders: blond, blauäugig und janz schön jeck.
Miss Glitter - 28. Feb, 10:16