Populationsdynamik

Samstagabend war ich Blogger gucken. Ganz spontan und unangemeldet. Ich hatte Hunger und der Kühlschrank enthielt, abgesehen von den Zutaten für Schoko-Brownies, überhaupt nichts spannendes. Warum also nicht mal experimentieren. Also habe ich Eier, geschmolzene Schokolade, Butter, Zucker, Mehl zusammengerührt, im heißen Ofen gebacken. Schoko-Brownies sind toll. Meistens jedenfalls. Am Samstag aber war mir mal so gar nicht nach süss. In der Hoffnung auf etwas eher salziges zu treffen, habe ich mich auf den Weg zum Babel im Bötzwoviertel gemacht.
Am Lesungsort angekommen, wurde das Gebäck auf dem mit zahlreichen Köstlichkeiten beladenen Billiardtisch-Buffet verstaut und ich habe mich (relativ) still auf die Bank neben dem Eingang gesetzt. Im Grund bin ich selten still. Ich liebe es ganz, ganz viele Wörter in wenige Minuten zu packen und kann viel, toll, schnell sprechen. Irgendwie hat aber die Anwesenheit von anderen Internetschreibern auf mich diese beruhigende Wirkung. Ich habe viel beobachtet, zwei drei Gäste anonym enttarnt und mich über die eine oder andere Zeile der Lesenden amüsiert. Gut eröffnet hat der Herr Paulsen die Lesebühne. Ich mag Fisch und werde wohl heute noch welchen essen. Die Geschichte des Herrn Bov Bjerg, geschickt um die Pause gebaut, war hübsch markaber, lustig, ecklig. Eine perfekte Mischung für die Miss. Auch mochte ich den Meq aber den mag ich eigentlich immer.
Zwischendrin und nach der Erstürmung des Gelage-Buffets ein paar wissende Blicke aufgefangen. Augenpaar trifft Augenpaar, fixiert und schaut wieder weg. Ich bin unsicher was genau diese diversen Blicke bedeuten sollten. Vielleicht etwa wie: Ich vermute ich weiß wer Du bist, oder so ähnlich. Hin und wieder interessiert ja auch mich die Identität eines fremden Gesichts. Oder ich frage mich, ob ein Blog das ich gerne lese wohl anwesend ist, ich es aber in der Situation nicht erkenne, weil der Mensch der dahinter steckt so anders aussieht als sich seine Zeilen lesen. Wie auch immer. Bei Kampf um den wunderbaren asiatischen Gurkensalat der Madame D. sprach mich ein Typ an. „Dich habe ich auch schon mal gesehen“, flüsterte er in mein Ohr. „Echt, wo denn? Sicher auf einer anderen Lesung,“ beantwortete ich sein Kommentar. Der Kerl grinste, meinte dann bloß das man(n) auch so seine Geheimnisse haben dürfe und verschwand. Geheimnisse sind toll, das ganz sicher. Trotzdem bin ich ein ungeduldiges Mädchen das immer alles wissen will / muss. Hm, und überhaupt ist "Dich habe ich auch schon mal gesehen," eh nur ein langweiliger Spruch. Pah also!

PS: Schönen Dank für die Idee und Einladung an Modeste und Wortschnittchen. Die Miss hatte ihren Spaß + ist satt und glücklich irgendwann nach elf in Richtung Kreuzberg zum tanzen abgezogen. Welch gute Nacht!

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Zuletzt aktualisiert: 14. Jan, 19:49

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